Bundesberufsreitertag 2017 in Neustadt/Dosse
Zum diesjährigen Bundesberufsreitertag ging es für die BBR-Mitglieder und andere Interessierte nach Neustadt/Dosse ins Brandenburgische Haupt- und Landgestüt – bereits zum dritten Mal, so berichtete Landstallmeister Uwe Müller, war das Gestüt damit Gastgeber für die alljährliche beliebte Zusammenkunft der Berufsausbilder Deutschlands.
Der Fortbildungsteil des diesjährigen Berufsreitertages hatte ein neues Format, das die Teilnehmer sehr gut fanden. Zunächst gab es einen Eingangsvortrag von Professor Dr. Christine Aurich (Veterinärmedizinische Universität Wien) über „die Mensch-Pferd-Beziehung im Wandel der Zeit“. Die Wissenschaftlerin berichtete von zahlreichen Untersuchungen, die sich mit Tierwohl und Tiergerechtheit beschäftigten, lieferte anregende Befragungs-Ergebnisse über Umfragen zur Pferdehaltung und gab schlüssige Antworten auf die Grundsatzfrage, ob Pferde das Reiten tolerieren. Ihr zentrales Fazit: „Viele mögen Pferde, ohne Reiten zu wollen. Die Nutzbarkeit des Pferdes spielt für immer weniger Menschen eine Rolle, dies sollte man bedenken.“
Ihr Vortrag bot ideale Voraussetzungen für die anschließenden vier Workshops, die eine große Bandbreite an interessanten Themen boten. Pferdefütterung (Prof. Dr. Jürgen Zentek), Pferdehaltung (Dr. med. vet. Karsten Zech), Kundenmanagement (Ingola Berg) und Ausbildung von Pferden (Hannes Müller und Markus Scharmann) waren die vier übergeordneten Themen der Workshops, deren jeweiliges Fazit später vor dem traditionellen Berufsreiterabend noch einmal allen Teilnehmern vorgestellt wurde.
Ingola Berg präsentierte als übergeordnetes Fazit wesentliche Aussagen und Elemente zur Kommunikation. Im Workshop wurde von den Teilnehmern erarbeitet, wie wichtig es ist, in jeder Kommunikation herauszufinden, mit welchem „Typ“ man es zu tun hat und welche Ansprache für den jeweiligen Typ am wirkungsvollsten ist. Viele Beispiele belebten diesen Workshop, aus dem die Gäste tolle Anregungen mit nach Hause nahmen.
Die Ausbildung von Pferden sowie die öffentliche Wahrnehmung des Reitsports war Thema des von Hannes Müller und Markus Scharmann geleiteten Workshops. Zentrales Fazit des Workshops, darin waren sich alle Teilnehmer einig, war, dass der Reitsport mit seinen vielen Besonderheiten in der nicht reitenden Öffentlichkeit zumeist nicht so wahrgenommen werde wie von denjenigen, die mit Pferden zu tun haben. Hier klaffe eine Lücke, so Scharmann, der man mit Maßnahmen wie zum Beispiel der Initiative „Kinder aufs Pferd“ wunderbar entgegen wirken könne und müsse. Denn, so führte der Ausbilder aus, eines sei jedem in dem Workshop klar geworden: Man müsse viel dafür tun, die Öffentlichkeit über das Pferd und den Reitsport zu informieren und aufzuklären, damit der Reitsport beliebt bleibe.
Dem Themenfeld Pferdefütterung hatten sich die Teilnehmer rund um Professor Dr. Jürgen Zentek gewidmet. Viele praktische Fragen und Hilfestellungen wurden zusammengetragen, die sich mit der gesunden und leistungsgerechten Fütterung beschäftigten. Der Wissenschaftler klärte auf über neueste Erkenntnisse und gab zu bedenken, dass besonders Betriebsinhaber sich der Herausforderung stellen müssten, die heutigen Pferdebesitzer ausführlicher und genauer aufzuklären als es früher der Fall war – „Dr. Google informiert nämlich auch“, fügte er augenzwinkernd hinzu.
Der vierte Workshop unter der Leitung des Tiermediziners Dr. Karsten Zech beschäftigte sich mit den Leitlinien zur Pferdehaltung und deren Umsetzung und fand großen Anklang bei der abendlichen Präsentation. Dr. Zech spickte seinen Workshop mit Berichten aus seiner täglichen Praxis und gab bei vielen Rückfragen und Themen, die diskutiert wurden, zu bedenken, dass der Fokus jedes Reitstallbetreibers darauf liegen müsse, nicht nur intern, sondern auch in der Öffentlichkeit positive Werbung für gute Pferdehaltung zu machen.
Doch auch Praktisches kam nicht zu kurz: So gab sehr interessante Erläuterungen über die Exterieurbeurteilung von Gang- und Westernpferden sowie Erklärungen zu deren spezieller Ausbildung im Gegensatz zur Ausbildung eines klassischen Warmblutpferdes. Die Referenten Barbara Frische, Etienne Hirschfeld, Horst von Langermann und Ulrich Rasch brachten dem Publikum Unterschiede und Gemeinsamkeiten auf charmante und erfrischende Art näher.
Wer am Montag nicht mehr dabei sein konnte, verpasste hervorragende Spring-Vorführungen von Neustädter Hengsten mit Heiko Brehmer und seinem Team. Die Hengste wurden dabei von Landstallmeister Uwe Müller vorgestellt und kommentiert.
Ein mit Anekdoten gespickter Rundgang über das gesamte Gestüt unter der Leitung des Landstallmeisters Uwe Müller, des Gestütsassistent Dr. Henning Frevert und des Ausbildungsleiters Henning Müller, rundete das gelungene Berufsreitertreffen ab.