Ein Tag als Volunteer auf der WM - ein Bericht + Impressionen
Herning, 8:30 Uhr und der Wecker klingelt im Vergleich zu den letzten Tagen bereits recht spät, denn heute habe ich frei. Ja, auch als freiwilliger Helfer hat man mal frei. Ob und wie viel Freizeit man wirklich hat, hängt vom Team und den Aufgaben ab.
Nachdem der Wecker also die friedliche Nacht beendete, stellte ich mir zunächst die Frage "Was steht denn heute auf dem WM-Programm?". Mittlerweile geht glücklicherweise fast überall das WLAN, sodass ein kurzer Blick auf feif.org genügte, um die heutigen Tageshöhepunkte auszumachen. Anschließend gab es erst einmal Frühstück. Ich war zwar etwas spät dran, denn eigentlich gibt es nur bis 9 Uhr Frühstück, aber die Dänen nehmen es nicht so genau.
9:30 Uhr: Nach dem Frühstück setzte ich mich ein wenig auf die Haupttribüne und schaute mir bis 10:30 Uhr die zweite Runde der Prüfung der Reiteigenschaften der Hengste an. Die darauf folgende Pause nutzte ich für eine erfrischende Dusche und machte mich so für den Tag fertig. Eine gute Wahl des Zeitpunkts, denn niemand sonst war zu dieser Uhrzeit in den Duschräumen, die sich direkt bei uns auf dem Campingplatz befinden. Ein bisschen Trödelei führte dazu, dass ich leider das B-Finale der T2 verpasste.
12 Uhr: Zurück auf der Tribüne, diesmal auf der Gegentribüne, feuerte ich mit den vielen, gut gelaunten Zuschauern die jungen Reiter in ihrem Fünfgang-Finale an.
12:45 Uhr: Zeit für einen Mittagsimbiss. Obwohl das Essen in der Helfer-Kantine wirklich gut ist, war mir heute nach Pommes. So investierte ich also meine letzten Kronen in eine große Portion. Es war noch ein wenig Zeit von der großen Mittagspause übrig, weshalb es erneut gefühlt zum 100. Mal ins Shoppingzelt ging. Zum Glück – diesmal habe ich nichts gekauft!
Um 13:30 Uhr war ich wieder pünktlich auf meinem Tribünenplatz für das B-Finale der T1. Im Anschluss gab es wieder eine kleine Pause, die ich mir – mal wieder – im Shoppingzelt vertrieben habe. Diesmal musste aber der Geldbeutel noch einmal herhalten. Direkt danach ging es an die Passbahn, damit ich noch einen schönen Platz zum Zugucken beim Passrennen ergattern würde.
Um 14:45 Uhr war es dann endlich soweit und der dritte sowie vierte Durchlauf des Passrennens konnte von den vielen Zuschauern bei strahlendem Sonnenschein und guter Laune bewundert werden. Ich konnte mit meinen Mitreisenden rasante Rennen beobachten und wir wurden sogar Zeugen des neuen Weltrekords! Mit nur 21,49 Sekunden flog der Schwede mit seinem Pferd über die Passbahn. Darauf gab's dann erstmal ein Eis für uns, um die Gemüter wieder abzukühlen.
16:45 Uhr: Weiter ging es im Programm mit den B-Finals im Vier- und Fünfgang bis 18:30 Uhr. Dann was das Zuschauen für mich beendet und ich ließ den Abend gemütlich mit einer Bekannten ausklingen.
Das ist auch das Tolle an dieser WM: sie gestaltet sich immer mehr zu einem Offline-Treffpunkt für die Leute aus der Islandpferdegruppe auf Facebook, die immerhin über 7.000 Mitglieder zählt. Die Besitzerin des "Töltgas"-Standes ist beispielsweise Moderatorin in dieser Gruppe.
Ab 21 Uhr ging es dann ins Partyzeit! Heute ist der dritte Abend in Folge, an dem eine Band auf einer Bühne direkt neben der Ovalbahn tanzbare Musik spielt. Ich war kurz vor Ort, war dann aber - wie fast jeden Abend - schnell müde. Das muss die viele dänische frische Luft sein… Somit endete der Tag für mich um ca. 23:00 Uhr.
Was es heißt, ein Volunteer zu sein
Ein voller, anstrengender und spannender Tag, obwohl ich frei hatte. Als freiwilliger Helfer muss man schon ein kleines Organisationstalent sein, denn Essen, Freunde treffen, zugucken, shoppen und die vorgegebene Arbeitsschicht wollen gut koordiniert werden. Hinzu kommt das riesige Gelände, sodass ich auch mit wenigen Programmpunkten mindestens gute 5 - 8 km am Tag laufe. Das kostet einiges an Zeit und Energie. Ich weiß nach diesen 10 Tagen gar nicht, welches Körperteil eigentlich am meisten schmerzt.
Doch die Strapazen und das ständige frühe Aufstehen lohnen sich - ich habe hier die Möglichkeit, so nah am Geschehen zu sein, wie keiner sonst. Vor allem im Speisesaal brodelt ständig die Gerüchteküche und ich höre mehrmals täglich Sätze wie "Hast du schon gesehen, dass...", "Hast du schon gehört, dass...". Hier bekommt man einiges an Meinungen, Ansichten und auch "Gossip" von den Teams und Teilnehmern mit. Kein Zuschauer auf der Tribüne hätte wohl jemals die Chance, Reiter und Offizielle teilweise so privat zu erleben und kennen zu lernen.
Ich starte heute also in den letzten Tag und damit sind 10 Tage Islandpferdeweltmeisterschaft 2015 in Herning fast wie im Flug vergangen. Wir sehen uns dann ganz bestimmt 2017 in Holland wieder!
Text: Jana Fiedler
Ein großes Dankeschön geht an Matthias Döring und Christiane Späte
für die tollen Bilder von "hinter den Kulissen"!