300 Pferde am Brandenburger Tor
Es hat alles gut geklappt - das ist das Resümee der heutigen letzten Etappe des Stafettenritts zur WM-Eröffnung ans Brandenburger Tor. Ein Ritt, der Reiter und Zuschauer zutiefst bewegte und einzigartig war.
Gut vorbereitet waren die 300 Reiterinnen und Reiter heute Morgen um 9:30 Uhr an die Berliner Siegessäule gekommen, um von dort zum Brandenburger Tor zu reiten. 180 Gespanne mussten dazu zunächst in Langerwisch, wo gestern das Pferde-Casting stattfand, zusammengepackt, die Pferde eingeladen und dann in die Mitte Berlins gefahren werden. Auf den Seiten der Straße des 17. Juni wurde dann geparkt und ausgeladen.
Um 9:30 Uhr sollten sich die Reiter in der Ytzak-Rabin-Straße versammeln. Tatsächlich waren alle um 9:45 Uhr startklar und ritten angeführt von den Fahnenträgern, den Stafettenträgern und einigen isländischen Reiterinnen und Reitern, zu denen auch die Frau des isländischen Präsidenten Dorrit Moussaieff gehörte, los.
Zunächst ging es in 3er-Gruppen nach rechts zum Großen Stern, dort wendete die Reihe an Reitern und ritt auf der anderen Straßenseite gen Brandenburger Tor, wo bereits Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und der isländische Präsident Ólafur Ragnar Grímsson zusammen mit dem IPZV-Vizepräsidenten Peter Nagel auf die Reiter warteten.
Das Getrappel der über 300 Pferde übertönte alles und wie Klaus Wowereit den tausenden erschienenen Zuschauern bestätigte, gab es so ein Ereignis bisher noch nie unter der Quadriga, die wahrlich schon viel in den vergangenen Jahrhunderten gesehen hatte. Das beeindruckte auch die Reiter, die bereits auf dem Weg zum Platz des 18. März vor dem Brandenburger Tor emotional aufgewühlt waren. Sie strahlten um die Wette mit der Sonne und konnten nicht glauben, dass sie dabei sind beim großen Ritt nach Berlin, wie es auf ihren T-Shirts prangte.
Als die Stafette der Nord-, West- und Südroute traditionell mit den Grußworten der Entsendenden übergeben wurden, stockte auch den Übergebern die Stimme. Es war anstrengend in den letzten Wochen für die Stafettenreiter. Einiges ging schief, vieles lief gut. Das Wetter spielte nicht immer mit. Aber letztendlich zählte am heutigen Sonntag nur, dass die WM mit der Übergabe der Stafetten am Brandenburger Tor eröffnet wurde.
Und zu diesem besonderen Ereignis tanzte kein Pferd mehr aus der Reihe. Alles klappte, wie vom IPZV-Ressort Breitensport munitiös geplant. Ob es die Sammler der Pferdeäpfel, die in einem Hänger die Strecke abfuhren waren, oder die Versorgung der Reiter vor dem Start mit Wasser und Äpfeln. Auch das Aufstellen vor dem Brandenburger Tor klappte gut. Dann stiegen alle ab und erfuhren von Klaus Wowereit, dass er auf Island bereits auf Islandpferden geritten ist. Ólafur Ragnar Grímsson nannte dies einen besonderen Tag für Island. Und Peter Nagel erklärte den vielen Zuschauern, was es mit der WM auf sich hat.
Krönender Abschluss der Reden waren die Nationalhymnen Deutschlands und Islands sowie der WM-Song, zu dem alle freudig mitwinkten. Dann hieß es Aufsteigen für alle Reiter und abwenden zurück zu den Hängern. Was nun geschah war Emotion pur, denn die Zuschauer klatschten, winkten, jubelten den Reitern zu. Sie zeigten großes Interesse an den Islandpferden, von denen viele bisher noch nie etwas gehört hatten. Selbst an den Hängern suchten die Zuschauer noch das Gespräch mit den Reiterinnen und Reitern.
Dann ging es weiter nach Berlin-Karlshorst, wo die Stafettenreiter die große Show HorsePower eröffnen sollten. Wieder wurden Paddocks aufgebaut, wieder die Pferde gesattelt. Und dann ritten sie ins Stadion ein, in dem der WM-Song live gespielt wurde und die tausenden Zuschauer auf den Rängen – die Plätze auf den Tribünen waren zu dreiviertel gefüllt – die Reiter klatschend begrüßten. Eine solche Geräuschkulisse waren die Tiere dann doch nicht gewohnt und so war das eine oder andere Islandpferd in der Ovalbahn von den Lautsprechern am Rand wenig begeistert. Doch es ging auch hier wieder alles gut und die Wanderreitpferde benahmen sich vorbildlich, als sie sich auf der Passbahn vor den Zuschauern aufreihten und dem Interview von Henning Drath mit dem isländischen Präsidenten zuhörten. Der freute sich, dass das Islandpferd so viele Freunde in Deutschland hat und dankte allen für ihr kommen.
Ein gelungener Auftakt einer Weltmeisterschaft, der emotionaler nicht hätte sein können. Die Reiterinnen und Reiter am Brandenburger Tor waren begeistert von dem Ritt und werden sicherlich noch lange von der guten Organisation und dem Gefühl, die Straße des 17. Juni entlang geritten zu sein, schwärmen. So ein Ereignis wird es so schnell wohl nicht wieder geben, das war allen Beteiligten klar. Und mit der HorsePower-Show, zu der die kurzentschlossenen Besucher an den Kassen so lange Schlangen bildeten, dass die Show eine halbe Stunde später beginnen musste, gelang den Verantwortlichen ein Auftakt, der ebenfalls allen Beteiligten und Besuchern noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Ab morgen dann geht die Weltmeisterschaft los mit den ersten Zuchtprüfungen. Natürlich berichten wir hier täglich aus Berlin-Karlshorst.
Bilder: Gerald Erdmann, Florian Luft, Thomas Frisch