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Klassische Reitweise & Islandpferd: Das war die IPZV Talkrunde mit Dieter Becker, Jens Füchtenschnieder & Dr. Gerd Heuschmann

19.03.21
von Victoria Storck
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Am gestrigen Abend lud der IPZV e.V. im Rahmen des IPZV Campus zu einer Talkrunde mit Dieter Becker, Jens Füchtenschnieder und Dr. Gerd Heuschmann ein. In der Runde ging es um die klassische Reitlehre, Ganglehre, Ausbildung sowie um unterschiedliche Ansichten und die Vorbildfunktion des Sportreiters. Ebenso wurde auf die Entwicklung des Islandpferdesports in den vergangenen 20 Jahren eingegangen. Anlass dieser Talkrunde war das Januar-Onlineseminar mit Dr. Gerd Heuschmann zur Biomechanik des Pferdes im Tölt und Rennpass, welches eine Menge Diskussionsbedarf hinterließ. Das Interesse im Vorfeld zu dieser Talkrunde war gewaltig, so fanden sich ab 20.00 Uhr zeitweise über 800 Zuschauer ein, die dem Trio über ZOOM und Facebook live zuhörten.

Nach einer kurzen Eröffnung durch den Leiter der Bundesgeschäftsstelle, Guðbjörn H. Jónsson, sowie einer Begrüßung zur virtuellen Podiumsdiskussion durch den IPZV Präsidenten, Peter Nagel, wurden die drei Experten des Abends vorgestellt. Als Tierarzt mit dem Schwerpunkt Orthopädie und Autor hält Dr. Gerd Heuschmann Vorträge und Seminare meist in Kombination mit praktischer Trainingsarbeit. Seine Rolle war es die Biomechanik des Pferdes unter die Lupe zu nehmen. Dieter Becker ist aktiver und leidenschaftlicher Reiter, Trainer, Richter und Züchter. Er ist IPZV Trainer A und Ausbilder und hat drüber ebenfalls Trainerscheine bei der FN und im Westernreiten absolviert. Auch seine Eltern waren begeistert von Islandpferden und importierten schon 1955 die ersten Islandpferde in den Südwestdeutschen Raum. Dritter im Bunde war Jens Füchtenschnieder, der seit über 40 Jahren Islandpferde reitet und eine vielseitige Ausbildung auf Warmblütern und vielen Gangpferderassen vorweist. Er ist IPZV Ausbilder, nationaler sowie internationaler Sport- und Zuchtrichter und ebenfalls leidenschaftlicher Reiter, Trainer und Züchter.

Was ist unter dem Titel „Klassische Reitweise und Islandpferd“ zu verstehen? Welchen Einfluss hat die klassische Reitweise auf das Reiten von Islandpferden? Und wie gehen verantwortungsvolle Islandpferdetrainer mit dem Zwiespalt von anatomischer, längerer Ausbildung und dem „isländischen Feuer“ um? Denn wie Dieter Becker so schön sagte: „Gæðingakeppni und Wind in der Mähne sind nicht immer 100% deckungsgleich mit klassischer Reitweise“ und um genau diese Unterschiede und Gemeinsamkeiten ging es dann.

Es wurde darüber diskutiert, wie wichtig einerseits die Offenheit gegenüber verschiedenen Philosophien ist, jedoch andererseits Standards als Basis in der Islandpferdereitlehre unverzichtbar sind. Bei der heutigen Überflutung an Reitweisen und Reitideen steht der Verband mit seinen Ausbildern in der Pflicht grundlegende Standards zu vermitteln, welche speziell in den Anfängen beim Erlenen der Grundkenntnisse der Reiterei von großer Bedeutung sind.

Bezogen auf die Skala der Ausbildung betonte Jens Füchtenschnieder wie „genial“ das Islandpferd geeignet sei, um einen Wechsel zwischen Schub- und Tragkraft zu bringen. In einer Gangprüfung könne man dabei die gesamte Varianz beobachten: Die im Tölt benötigte Tragkraft, die enorme Schubkraft im Rennpass, das Spiel des Pferdekörpers zwischen hoher Spannkraft und Elastizität. Besonders die isländische Dressur, das Gæðingafimi, verdeutlicht das, indem sie immer wieder Bezug auf die Skala der Ausbildung nimmt und dabei dem Islandpferd gerecht wird. An- und Abschalten, auch mental, Gänge herausreiten, spektakulär sein und gleichzeitig Lektionen, die für das Pferd gut geeignet sind, mitnehmen. All das sei hierbei möglich und zeige wie gut geritten ein Pferd ist und ob ein Zusammenwirken der Hilfen stattfindet.

Die drei Experten warfen einen Blick zurück in die Vergangenheit, betrachteten die Entwicklung bis heute und sprachen über die Zukunft. Dazu sahen wir gemeinsam drei Videos: von Walter Feldmann und Bjarki von Aldenghoor in der T1 auf der WM 1999, danach für einen Vergleich ein Video aus 2019 - 20 Jahre später – ebenfalls eine T1 von Jóhann R. Skúlason und Finnbogi frá Minni-Reykjum. Abschließend wurde der legendäre „Hulapalu Ritt“ von Ingrid Klimke und Franziskus gezeigt und vom Trio kommentiert.

Am Ende der Talkrunde war klar, dass wir als Reiter, Richter, Beobachter, egal welcher Herkunft, immer im Gespräch miteinander bleiben müssen. Denn wir sind alle Reiter und wir wollen unseren Pferden keinen Schaden zufügen, wir wollen dabei Spaß haben und ggf. erfolgreich sein. Das Ende der Diskussionsrunde blieb gestern Abend offen. Das ruft also nach einer Fortsetzung, die wir im Herbst, hoffentlich wieder mit vielen interessierten Zuschauern, durchführen werden!

Wer die komplette Talkrunde nochmal anschauen möchte, kann dies über die gespeicherte Aufzeichnung tun.

Wir bedanken uns herzlich bei den drei Experten dieser Talkrunde, die sich die Zeit genommen haben, uns allen einen Einblick in ihre Sichtweise zu geben. Vielen Dank an Dieter Becker, Jens Füchtenschnieder und Dr. Gerd Heuschmann! Wir sehen uns im Herbst!

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