2. FEIF-Open Breeders Meeting: Nachlese
Unter dem Motto „Information-Austausch-Zusammenarbeit“ hatte die Zuchtchefin des Weltverbandes FEIF, Marlise Grimm, nach Kopenhagen eingeladen. Gastgeber war somit der dänische Zuchtleiter William Flügge. Die offene Teilnehmerkreis, der sowohl Züchter, Reiter und Richter mit langjähriger Erfahrung, als auch eine stattliche Anzahl an Züchtern mit kleiner oder noch junger Zucht umfasste, war aus Dänemark, Schweden, Norwegen, Deutschland, Österreich und der Schweiz angereist, um aktuelle Fragen rund um die Islandpferdezucht zu diskutieren und um aus erster Hand von der Zuchtchefin informiert zu werden.
So erläuterte Frau Grimm zunächst Wissenswertes über Organisation und Arbeitsabläufe der FEIF sowie die Aufgaben des Verbandes – neben vielen weiteren z.B. die Optimierung von Zuchtprüfungen. Hier gehe es um die Vereinheitlichung der Regularien hinsichtlich Ausrüstung und Schutzmaterial und um die Verbesserung der Attraktivität der Veranstaltungen für eine breitere Zuschauerschaft, so Grimm. Auch sollten noch mehr Pferde auf Zuchtprüfungen gezeigt werden, sodass es den Züchtern besser ermöglicht werden könne, mit geprüften Pferden zu züchten. Ein weiteres Ziel der FEIF ist es, mehr Reiter für die Aufgabe des Zuchtreitens gewinnen zu können, insbesondere auch junge Reiter.
Die anschließende Diskussion im Forum zeigte u. a., dass Züchter nach wie vor dazu tendieren, nur die besten Pferde prüfen und von einem professionellen Reiter vorstellen zu lassen, da ein mittleres oder schlechtes Ergebnis einen Wertverlust darstellen könne und eine hohe Investition mit einer Zuchtprüfung einhergehe. Die eigentliche Idee, dem Züchter eine Aussage über den Zuchtwert seines Pferdes zu geben, trete dabei oft in den Hintergrund, so Marlise Grimm. Der Anspruch an die Professionalität der Richter sei dabei jedoch sehr hoch.
Die Idee eines Teilnehmers – ähnlich wie im Sport – Einzelnoten der Richter zu zeigen und daraus ein Gesamtergebnis zu berechnen, wurde kontrovers diskutiert. Dem Wunsch nach mehr Transparenz bei der Benotung werde u. a. insofern Rechnung getragen, so Grimm, als derzeit standardisierte Items erarbeitet würden, die eine noch bessere Vergleichbarkeit ermöglichen. Sie versicherte, dass sich alle Richter ihrer großen Verantwortung bewusst seien, mit dem Vor- oder Hintergrundwissen über Pferde bei der Bewertung professionell umzugehen. Es handle sich jedoch um eine Momentaufnahme, sodass es bei demselben Pferd bei unterschiedlichen Prüfungen auch zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen könne.
Das Wohl des Pferdes solle mehr in den Mittelpunkt von Zuchtprüfungen gerückt werden, so die einhellige Meinung vieler Teilnehmer. Sie brachten dazu einige Ideen ein: Zeigen von Übergängen oder Reiten mit hingegebenem Zügel sollen die Note deutlicher positiv beeinflussen. Ebenso solle der zufriedene Ausdruck des Pferdes, sowie eine sichtbar gute Balance und feines Reiten stärker belohnt werden – beispielsweise mit einer Auszeichnung. Im Gegenzug dazu solle grobe Einwirkung deutlicher sanktioniert werden. Die Wendemöglichkeit am Ende der Bahn in Form eines kleinen Zirkels könnte von Vorteil für Pferd und Reiter sein. Es sei für Züchter und Zuschauer – nicht zuletzt im Hinblick auf den Markt – von größerer Bedeutung eine transparente Aussage über den Charakter des Pferdes zu erhalten als beispielsweise über die Tempofähigkeit.
Hinsichtlich der Ausrüstung als auch des Reitstils, so Grimm, sei bereits manches in die Wege geleitet. So würden seit 2014 gelbe Karten in der Datenbank Worldfengur vermerkt. Das Gremium arbeite derzeit an einem „Handbuch“, das genau definiert, was erlaubt ist. Es gehe nicht darum, mehr Regeln aufzustellen, sondern transparent zu machen, wie diese anzuwenden seien. Dieses werde demnächst auf der Homepage der FEIF veröffentlicht. Des Weiteren gebe es eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Zucht- und Sportreitern sowie Richtern, die sich mit den Regularien der Ausrüstung befassen.
Alle Entscheidungen müssen eng mit dem Mutterland Island abgestimmt werden.
Weitere Themen der Tagung waren u. a. Aus- und Weiterbildung von Züchtern, Verbesserung des Informationsflusses, Fohlenprüfungen und die Eintragung deren Ergebnisse im Worldfengur und nicht zuletzt Informationen zur WM in Herning. Dort ist ein Züchterforum geplant, wo es Werbemöglichkeiten für Züchter geben wird. Auch ist wieder eine gerittene Gestütsschau geplant. Mittels eines Qualitätsrankings erhalten acht Bewerber die Gelegenheit, ihre Höfe zu präsentieren. Voraussetzung ist, dass alle gezeigten Pferde den Gestütsnamen tragen. Einzelheiten werden zu gegebener Zeit veröffentlicht.
Den Teilnehmern des 2. „FEIF-Open-Breeders-Meeting“ wurde dank der hervorragenden Organisation und Leitung durch die Zuchtchefin eine gute Möglichkeit geboten, sich aus erster Hand informieren zu lassen, aber sich auch ganz offen und kreativ zu allen Facetten der Islandpferdezucht konstruktiv international auszutauschen.
von Inge Wirth