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Spannender 2. Tag des Open Breeder's Seminar in Hannover

09.12.19
von IPZV e.V.
Foto: IPZV e.V.

Dr. Matthias Rettig von der Tierklinik Maischeider Land hielt uns am 2. Tag des Open-Breeders-Meetings einen Vortrag zur Beingesundheit von Pferden und hier natürlich unter dem besonderen Gesichtspunkt der Gesundheit unserer Islandpferde. Nach Gesprächen mit anderen Pferde-Fachtierärzten und hier insbesondere mit Tierärzten aus anderen FEIF-Mitgliedsstaaten anlässlich der WM in Berlin ist bei nahezu allen Tierärzten der Eindruck entstanden, dass es sein könnte, dass die Verletzungen im Bereich der Beingesundheit unserer Pferde zugenommen haben.

Da unsere Islandpferde heutzutage im Durchschnitt nicht nur größer geworden sind, sondern auch ihr gesamter Bewegungsablauf sich insgesamt positiv verändert hat, ist die Erhaltung der allgemeinen Zuchtziele für die Rasse Islandpferd in Bezug auf die Gesundheit und die Langlebigkeit unserer Pferde ein besonders wichtiges Thema. Neben aller Freude an den erreichten eindrucksvollen Zuchtfortschritten der letzten Jahre und den Neuerungen im Bereich der FIZO-Prüfungen gilt es die grundlegenden Zuchtziele in Bezug auf die Gesundheit und Langlebigkeit unserer Pferde gleichzeitig nachhaltig  sicher zu stellen. Von daher war es wichtiges Ziel dieses Open-Breeders-Meetings, die Diskussion hierzu anzustoßen und die Sensibilität für diesen Themenbereich zu erhöhen.

Zum Thema Beingesundheit gibt es von anderen Pferderassen wie Warm- und Vollblütern weltweit ausführliche Studien. Diese betreffen zwar nicht die Rasse Islandpferd, sondern unterschiedliche Einsatzbereiche anderer Pferderassen wie Rennpferde, Dressur- und Springpferde. Jedoch können die Ergebnisse aus diesen sehr aufwendig durchgeführten internationalen Studien und die hier  getroffenen Aussagen durchaus hilfreiche Anregungen bieten für unseren Islandpferdebereich. Gerade der Bewegungsablauf unserer Islandpferde mit der gleichzeitigen Entwicklung von Schubkraft und Tragkraft und der damit verbundenen  Einbeinstütze im Tölt bei den verschiedenen Einsatzbereichen unserer Pferde im Sport- und Freizeitbereich und auf unseren Prüfungsbahnen verdient deshalb ein hohes Maß an Aufmerksamkeit.

Zu Beginn stellte Dr. Matthias Rettig den Zuhörern die anatomischen Grundlagen des Pferdebeines sowie den gesamten Tragapparat mit seinen zugehörigen Grundlagen von Gelenken, Sehnen und Bändern anschaulich dar. Unter Berücksichtigung dieser Strukturen führte er uns anschließend die Ergebnisse der vielfältigen internationalen wissenschaftlichen Untersuchungen vor, die weltweit an anderen Pferderassen vorgenommen wurden. Nicht zuletzt betreffen diese Studien auch wertvolle Informationen zu dem Aufbau von Rennbahnen und Dressurvierecken, sodass wir in diesem Vortrag über vielfältige Ergebnisse informiert wurden.

Anschließend trafen sich die Seminar-Teilnehmer in Kleingruppen und erarbeiteten Vorschläge und Ergebnisse zu folgenden Themenbereichen, die zum Abschluss der Tagung in dem Plenum vorgestellt und erörtert wurden:

1.Vorschläge zu der konkrete Darstellung und Umsetzung der Ziele der FEIF, Möglichkeiten zur Verbesserung der internationalen Zusammenarbeit

  • Die Teilnehmer vermissten Kenntnisse über die FEIF insgesamt, über ihre Ziele und deren Umsetzung
  • nach Meinung der Teilnehmer wird diese wichtige Organisation in den einzelnen Mitgliedsländern nicht hinreichend dargestellt
  • Abhilfe könnten hier Berichte, Informationen aus Meetings und Protokolle auf der Homepage der einzelnen Mitgliedsländer in der jeweiligen Landessprache schaffen unter einem speziellen Button FEIF
  • Hier stellte man sich vor, dass unter einem Button „News“ die Neuigkeiten für jedes einzelne Ressort präsentiert werden
  • Zusätzlich stellt man sich mehr offene Meetings auch für die Mitglieder anderer Ressorts vor, um auch die internationale Zusammenarbeit auf der Mitgliederebene zu intensivieren, wie sie jetzt als das Open-Breeders-Meeting erlebt wurde
  • Für solche offenen Meetings wurde auch die Suche nach Sponsoren aufgeführt, Horses of Iceland wurde hier z.B. genannt
  • Zusätzlich wurde vorgeschlagen zu den Ressort-Sitzungen der nationalen Länder auch internationale Vertreter aus anderen Mitgliedsstaaten als Gäste einzuladen, wie dies im IPZV-Zuchtbereich bereits schon erfolgte.

2. Ausbildung der Islandpferde als Vorbereitung auf die Zuchtprüfungen

  • Folgende bestehende Problematik für die Vorstellung der Pferde auf den FIZO-Prüfungen wurde von den Die Teilnehmern zu Beginn herausgestellt:
  1. es gibt insbesondere bei uns in Deutschland nach wie vor zu wenige Reiter, die Pferde auf Zuchtprüfungen vorstellen
  2. gleichzeitig herrscht hier besonders häufig ein hoher Druck für diese Reiter, da die Züchter oft überdurchschnittlich gute Ergebnisse bei der Pferde-Vorstellung erwarten
  3. ist die FIZO-Prüfung teilweise mit veralteten Vorstellung verbunden, da die geprüften Pferde über das Heranführen an ihre Leistungsmöglichkeiten anschließend nicht mehr reitbar seien für einen durchschnittlichen Reiter, da diese zu heiß gemacht worden seien.
  4. Zeigt sich dadurch, dass die Kenntnisse über die wertvollen Ziele und Aussagen der FIZO-Prüfungen für den Zuchtbereich sowie ihre Wiederholbarkeit und ihre jetzt geplanten Neuerungen nach wie vor bei uns in Deutschland teilweise lückenhaft sind.

Die nachfolgenden Vorschläge zur Abhilfe wurden erarbeitet und vorgestellt:

  • Ausdrücklich als zielführend hervorgehoben wurden von den Teilnehmern die Projekte „Zukunft-Zucht“, der meisten IPZV-Landesverbände.
  • Hier erfolgt dezentral das Training und das Coachen von Zuchtreitern in Zusammenarbeit von erfahrenen Zuchtreitern mit FIZO-Richtern bis hin zur konkreten Unterstützung der „Nachwuchs-Zuchtreiter“ auf FIZO-Prüfungen
  • Zum wichtigen Thema Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit in Bezug auf das „Zuchtreiten“ wurden konkrete Vorschläge gemacht und deren Umsetzung wie folgt vorgestellt:
    • Die Werbung für das Zuchtreiten soll insgesamt intensiviert werden über die Veröffentlichung von Artikeln und Berichten
    • Geplant sind zusätzliche Einblicke in den Trainingsablauf von Pferden z.B. über Interviews mit Reitern in den Social Medias,
  • konkret wird die Umsetzung des Themas übernommen werden von Julia Reinvee vom Islandpferdegestüt Vierthohen
  • Im Internet soll zusätzlich dazu eine Community gebildet werden von Reitern und Züchtern mit wichtigen Informationen zum Thema:
    • Austausch von Adressen und Kontakten
    • Termine
    • Darstellung von Profilen
    • Fragen und Antworten
    • Einrichten einer Suchfunktion
    • Ziel ist das Schaffen von Synergie-Effekten zwischen Reitern und Züchtern
  • konkret wird die Umsetzung des Themas übernommen werden von Kaspar Reinvee vom Islandpferdegestüt Vierthohen

3. Erhaltung der grundsätzlichen formulierten Zuchtziele von Gesundheit und Langlebigkeit unserer Pferde

  • Für die Teilnehmer beginnt die Umsetzung dieser grundsätzlichen Zuchtziele bereits mit der Aufzucht der gezüchteten Pferde
  • Der wichtige Einfluss von Böden, den zur Verfügung stehenden Flächen, der Futterqualität und der Aufzucht in Herden wurde ausdrücklich betont
  • Mit den formulierten Zuchtzielen des Standards und den resultierenden Gebäudevorteilen werden zukünftig allen Reitern in Bezug auf die unterschiedlichen Anforderungen für die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten belastbare, solide Pferde zur Verfügung gestellt,
  • Da das Ziel kräftige und gleichzeitig elegante Pferde mit korrektem Fundament sind, nicht jedoch feingliedrige, übergroße Pferde jenseits von einer WR-Höhe von 150 cm
  • Der Zeitpunkt zum Anreiten wurde ebenfalls diskutiert:
    • Er soll verantwortungsvoll und sinnvoll gewählt werden in individueller Anpassung an das jeweilige Pferd,
    • die gestellten Anforderungen sollen das jeweilige Pferd weder physisch noch psychisch überfordern
    • gleichzeitig sollen wirtschaftliche Gesichtspunkte nicht völlig vernachlässigt werden, sie sollen jedoch keinesfalls ausschliche Berücksichtigung finden sondern angepasst ein an das einzelne Pferd
  • weitere formulierte Anregungen:
    • Überlegungen wurden angestellt über die Begrenzung von Einsätzen im Leistungsbereich und die Form, Art und Dauer von Trainingszeiten
    • Regenerationszeiten für die Pferde andenken, berücksichtigen und einhalten,
    • Übergewicht von Pferden vermeiden
    • Auf die Vermeidung von Magengeschwüren ist zu achten
    • Die Geschmeidigkeit von Reitern sollte unterstützt und gefördert werden über sportmotorische Tests
    • Qualifizierte ausführliche Vet-Checks bei Pferden könnten durchgeführt werden zum Ende einer Saison und zum Beginn einer neuen Saison
    • Ergebnisse dieser Vet-Checks sollten genutzt werden für resultierende nachfolgende Regenerations- und Trainingszeiten

4. Möglichkeiten zur Vereinheitlichung der Vorgaben von Zucht und Sport

  • der Umsetzung von allen Vorgaben für alle Einsatzbereiche sollen die grundsätzlichen Ziele des Horsewelfare und der grundsätzlichen Zuchtziele wie Gesundheit und Langlebigkeit der Pferde zugrunde liegen
  • die Teilnehmer sehen hier Bedarf für eine internationale ressortübergreifende Zusammenarbeit innerhalb der FEIF
  • mit Hilfe der formulierten Zuchtziele werden dem Sportbereich und auch allen anderen Einsatzbereichen in der Reiterei sehr gut geeignete Pferde zur Verfügung gestellt
  • Schutzmaterialien sollen demzufolge ausschließlich Schutz vor möglichen Verletzungen bieten,
  • gleichzeitig sollen mit der Anwendung von Schutzmaterialien gesundheitlich negative Einflüsse jedweder Art auf ein Pferd vermieden werden,
  • dies betrifft die Form, die Art und Weise, die Form oder auch das jeweilige Gewicht eines Schutzmaterials und dies sollte auch für Hufeisen und Polsterbeschläge gelten
  • für darüber hinausgehende Anforderungen werden von den Teilnehmern keinerlei Notwendigkeiten gesehen
  • Für Trainings- und Ausbildungszwecke wurden keinerlei Vorgaben formuliert
  • Die Vorstellung der Pferde im Pass bei den 5-Gang-Wettbewerben wurde als schwierig angesehen, da aber nur in begrenztem Maße Ovalbahnen mit P-Schenkel zur Verfügung stehen wurde dies nicht weiter diskutiert.
  • Hingewiesen wurde zusätzlich darauf, dass im Unterschied zum Sport beim Richten von FIZO-Prüfungen die Beurteilung des Zuchtwertes eines Pferdes im Vordergrund steht und damit die Gewichtung von einzelnen gemachten Fehlern einen anderen Stellenwert erhält als in Sportprüfungen, bei denen die Beurteilung eines Reiter-Pferdepaares im Mittelpunkt steht. 

Gegen 14:45 schloss die Ressortleiterin Zucht die Veranstaltung und bedankte sich bei den Teilnehmern und Teilnehmerinnen für die konstruktive Zusammenarbeit an beiden Tagen und wünschte allen einen guten Heimweg und eine frohe Weihnachtszeit.

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