Um viertel vor 11 in der Früh' begrüßte Ressortleiterin Maria Siepe-Gunkel am Samstag den 12. November 21 Mitglieder und Gäste zur Zuchtausschuss-Sitzung des IPZV im InterCity-Hotel in Kassel. Selbst wenn diese von der Deutschen Bahn unmittelbar neben den Wilhelmshöher Gleisen betriebene Herberge einen eher spröden Charme versprüht, so ist sie für Tagungen im Herzen der Republik dennoch ideal ... und sehr gut beheizt.
Zu Beginn der Sitzung, deren Teilnehmern man hohe Anerkennung für ihr ernsthaftes und konstruktives ehrenamtliches Engagement im Sinne der Islandpferdezüchter in Deutschland zollen muss, bilanzierte die Ressortleiterin ein erfolgreiches Zuchtjahr 2016 mit starker Geburtenzahl von Fohlen und erfolgreich vorgestellten Zuchtpferden bei Fohlen-, Jungpferde- und FIZO-Prüfungen. Besondere Beispiele prominenter Zuchtpferde aus deutschen Landen waren 2016 z.B. Óðinn vom Habichtswald, Mjölnir vom Lipperthof und Demantur vom Neddernhof bei den Hengsten, Glódís, Jódís und Hekla vom Kronshof (allesamt zurückgehend auf die Næpa-Mutter Hrafnkatla frá Burfelli) als herausragende Beispiele bei den Stuten.
Allen Züchtern, Besitzern, Trainern und Vorstellern zollte Maria große Anerkennung für ihre engagierten Leistungen. Gleichzeitig sollen (nicht zuletzt als aktive Antwort auf die Mitgliederumfrage im IPZV) Fortbildungsangebote für Züchter durch neuartige Veranstaltungen und noch besseres Informations-Material bundesweit intensiviert und verbessert werden.
Erstmalig waren die Ressortleiter des IPZV vollumfänglich zu den Komitee-Sitzungen der FEIF in diesem Herbst im niederländischen Haarlem eingeladen. Ein richtiger Schritt, findet Maria, in Richtung Transparenz bzw. internationale Zusammenarbeit. Großes Diskussionsthema war die Einführung eines künftig verpflichtenden Chefrichter-Pools für FIZO-Prüfungen (zwei Jahre Gültigkeit, dann neue Zusammensetzung) mit 12 erfahrenen Materialrichtern. Drei „Head Judges“ sind die Kontinental-Europäer Barbara Frische, Marlise Grimm und John Siiger Hansen, die restlichen neun stammen aus Island. Der Zuchtausschuss des IPZV möchte in jedem Falle gern engagiert an der künftigen Gestaltung dieses Themas mitwirken.
Frauke Schenzel berichtete anschließend ebenso als Mitglied des FEIF-Zuchtkomitees: auch 2017 werden wieder Zuchtpferde im Rahmen der WM vorgestellt, es wird erneut eine komplette Beurteilung hinsichtlich Exterieur und Reiteigenschaften erfolgen. Ein Breeders’ Café ist nach positiver Resonanz in Berlin 2013 und Herning 2015 auch für Oirschot 2017 angedacht, Hinweise zu Preisen und Möglichkeiten wird FEIF-Zuchtleiter Inge Kringeland zeitnah kommunizieren. Darüber hinaus soll es auch im kommenden Sommer auf der WM wieder Gestütsschauen geben, allerdings vorzugsweise in größerer zeitlicher Nähe zum Sportprogramm.
Ein interessanter Seminar für ambitionierte junge Reiter ist alljährlich das FEIF-Angebot namens „Seminar for Young Breeding Horse Trainers“. Dieses findet vom 4.-7. April 2017 auf dem isländischen Gestüt Skeiðvellir nahe Hella statt. Ggf. sollte dieses Event anhand der hohen Resonanz (bisher v.a. in den skandinavischen Ländern „überbucht“) um weitere Angebote (gern bereits im Frühjahr 2017) ergänzt werden.
Marlise Grimm übernahm im Rahmen der Ausschuss-Sitzung die Leitung eines tollen Workshops mit der Idee „Was können wir im Bereich Zucht mit den Möglichkeiten, die wir im IPZV haben, besser machen?“ Dabei ging es der so leidenschaftlichen Vordenkerin einerseits um das Ergründen der Motivation für ihre Mit-Islandpferdefreunde im Saal, sich ehrenamtlich zu engagieren. Gleichzeitig setzte Marlise dann aber auch das in vier Gruppen aufgeteilte Plenum auf eine Reihe wichtiger Fragen und Aufgabenstellungen im Sinne und Interesse der IPZV-Mitglieder an:
1. Wie bekommen wir alle (Züchter) ins Boot? Wie motivieren wir sie, vom Konsumenten zum engagierten Mitmacher zu werden? 2. Welche Möglichkeiten haben wir für die Weiterentwicklung der FIZO-Prüfungen? 3. Wie können wir den allgemeinen Markt zu Gunsten des Islandpferdes beeinflussen? 4. Wie können wir die Qualität des Zuchtfortschritts auch auf breiter Ebene (nicht nur an der bereits erfolgreichen Spitze) steigern? Die Ergebnisse dieses hochinteressanten Workshops präsentiert isibless in Kürze gesondert. Einfach super, wie jemand mit Marlises enormem Erfahrungsschatz immer noch derart voller eigener Motivation und Energie, voller Gemeinschaftssinn, Neugier und Lust auf Neues steckt!
Gastgeber Uli Reber bot dem Zuchtausschuss eine Vorschau auf Zuchtchampionat 2017, findet dieses doch im Rahmen der mit Spannung erwarteten Deutschen Meisterschaft auf dem Lipperthof statt. Zucht-Wettbewerbe beginnen auf der DIM vor den Sport-Wettbewerben (Gebäudebeurteilung in der Reithalle Montag Nachmittag oder Dienstag früh, anschließend beginnt die Überprüfung der Reiteigenschaften auf der Passbahn an der Hutzlmühle). Die FIZO-Bewerbe werden im späteren Verlauf verschränkt mit den auf demselben Geläuf stattfindenden Pass-Disziplinen.
Ein Shuttle-Bus wird für DIM-Gäste vom Hof zur Hutzlmühle eingerichtet, ebenso gibt es Unterstützung beim Pferde-Transport vom Hof zur Passbahn bzw. für die Versorgung der Zuchtpferde in der Nähe ihrer Prüfungs-Geraden. Eine Vorstellung der besten Pferde dieser FIZO ist am Wochenende vor großem Publikum geplant, die Zucht-Equipe soll am Sonntag in jedem Falle vollständig vor Ort sein und an jenem Tage präsentiert werden. Richter der DIM-FIZO sind Barbara Frische und Marlise Grimm, analog zur Vor-WM-DIM 2015 in Neuler soll das Richterkollegium erneut durch einen Materialrichter aus Island ergänzt werden.
Für die Teilnahme an der DIM-FIZO wird für ältere Pferde eine Qualifikation erforderlich sein (Qualifikationspunkte = Zugangsbedingungen: 8,30 Punkte für siebenjährige und ältere Hengste und Stuten / 8,15 Punkte für sechsjährige Hengste und Stuten). Es gibt keine Zugangsbedingungen für fünfjährige Pferde, diese sind grundsätzlich startberechtigt und dürfen ohne Vorbeurteilung auf der DIM-FIZO starten.
Die Zuchtpferde für die deutsche WM-Equipe 2017 werden anlässlich einer vollumfänglichen FIZO-Prüfung (Exterieur und Reiteigenschaften) auf der Deutschen Islandpferde Meisterschaft auf dem Lipperthof ausgewählt. Die vorgeschlagenen Zuchtpferde (im Regelfall die Sieger der jeweiligen Altersklassen) und damit die seitens des IPZV bestätigte Equipe wird nach Vorstands-seitiger und veterinärmedizinischer Freigabe vor Ort dem Publikum vorgestellt. Analog zu den Vorgaben im Sport erhalten die Pferde erst grünes Licht, wenn sie vor Ort nach absolvierter Prüfung durch den Verbands-Tierarzt als "fit to compete" eingestuft werden.
Kann ein Klassensieger seine Startberechtigung nicht wahrnehmen, rückt das nächstplatzierte Pferd desselben Geschlechts und derselben Klasse nach, sofern es auf der DIM mindestens die vorher festgelegte DIM-Qualifikationsnote erreicht hat. Wurde diese Note nicht erreicht, wird das gleichaltrige Pendant des anderen Geschlechts berücksichtigt, sofern dessen Wertung höher liegt. Zusätzlich werden 2 Reservepferde (das punkthöchste zweitplatzierte Pferd insgesamt sowie das nächsthöchstbeurteilte aus einer anderen Altersklasse) bestimmt, falls ein nominiertes Pferd aus Verletzungs- oder sonstigen Gründen nicht an der WM teilnehmen kann. Diese Pferde nehmen ebenfalls bereits vorsorglich auf der DIM am Vet-Check teil und müssen diesen beanstandungsfrei bestehen.
Einstimmig votierte der Zuchtausschuss zuguterletzt für eine Ernennung von Barbara Frische, die in Holland nicht richten wird, zur Equipe-Chefin Zucht anlässlich der Weltmeisterschaft 2017 in Oirschot - damit hat die Mannschaft eine ausgesprochen wertvolle Ratgeberin an ihrer Seite.
Hinsichtlich der Rahmenbedingungen für Fohlen- und Jungpferde-Beurteilungen diskutierte der Zuchtausschuss, wie ein Outdoor- oder Indoor-Viereck für Fohlenprüfungen beschaffen bzw. ausgestattet sein muss, um damit allgemein verbindliche Vorgaben zu schaffen und keine Vor- bzw. Nachteile zuzulassen, die z.B. durch „künstliche Ovalbahnen“ und damit eine bessere Führung für Fohlen und Jungpferde erzeugt werden. Einstimmiges Votum zur Änderung von IPO § 3.1.8.2: "Abgrenzungen jeglicher Art in der Mitte der Prüfungsfläche (Viereck) sind nicht gestattet, das Abspannen der Ecken nach außen ist zulässig, ebenso die mittige Platzierung eines Richtertisches samt Stühlen und Witterungsschutz."
Der Paragraph 6.2 in unserer IPO regelt die Ehrung von Jungpferden, eine solche ist künftig für die sowieso nur in Ausnahmefällen beurteilten Ein- und Zweijährigen nicht mehr vorgesehen. Hier die künftig geltende Vorgabe: "Es erfolgt jährlich ein deutschlandweites Ranking der besten Jungpferde (Hengste und Stuten) in den Altersklassen der 3- und 4-Jährigen. Die besten deutschgezogenen Hengste und Stuten dieser Altersklassen erhalten eine Urkunde und eine Plakette oder einen Pokal. Zeitraum der Ermittlung soll jeweils vom 01.01. bis zum 31.12. sein. Die Ehrung erfolgt Ende des Jahres mit Veröffentlichung (Beschreibung und Bild) in der Verbandszeitschrift „Das Islandpferd“ und auf der Homepage im Zuchtbereich."
Soviel zu Tag 1 einer wahrlich produktiven Ausschuss-Tagung unter der Regie einer außerordentlich engagierten Fachbereichs-Chefin Maria Siepe-Gunkel. Morgen früh trifft sich das oberste Zucht-Gremium des IPZV zu Teil 2 seiner Herbstsitzung - gute Nacht aus Kassel!