Haltung
Robust und in der Herde
Islandpferde wurden seit alters her - mit Ausnahme der Reit- und Arbeitspferde - halbwild in Herden gehalten. Im Herbst wurden sie ins Tiefland getrieben, wo sie markiert und dann bei den Höfen überwintert wurden.
Bis in die jüngere Zeit war eine Zufütterung nur selten üblich, so daß sich die Pferde auch bei schlechtestem Wetter ihr Futter auf den großen Weiden selbst suchen mußten. Es ist noch nicht lange her, daß Heu oder eventuell Kraftfutter an die Herden verfüttert wird. An diese Art der Haltung ist der Isländer angepaßt: Ein Pferd mit ausgeprägtem natürlichem Sozialverhalten, leichtfutterig und durch seine Konstitution hervorragend extremer Witterung angepaßt.
Viele der positiven Eigenschaften des Islandpferdes, besonders im Umgang und Charakter, beruhen auf dieser jahrhundertealten Haltungsart. Sollen diese Eigenschaften - hierzu gehören auch die hohe Fruchtbarkeit und die Fähigkeit, Fohlen problemlos zur Welt zur bringen - erhalten werden, sollten die Pferde auch weiterhin in Herden und robust gehalten werden. Dies ist eines der wichtigsten Ziele zur Bewahrung der typischen Eigenschaften.
Sicherlich wird Deutschland niemals die isländischen Lebensbedingungen für die Pferde bieten können, jedoch sollte die artgerechte Haltung von Isländern höchste Priorität haben, und folgende Punkte sollten dabei unbedingt verwirklicht werden:
- Islandpferde sollen im Herdenverband leben und aufwachsen. Der soziale Kontakt fördert die positiven Charaktereigenschaften.
- Islandpferde sollen zumindest im Sommer auf großen Wiesen mit Wetterschutz gehalten werden. Bei Reitpferden muß im Zweifelsfall der Weidegang begrenzt werden.
- Im Winter bietet man für gerittene Pferde einen großen Offenstall mit einem befestigten Paddock oder Auslauf an. Für Reitpferde im Training ist für eine begrenzte Zeit auch die Haltung in einer Offenbox mit konstantem Auslauf ausreichend oder Offenstallhaltung, sie sollten jedoch auch Pferdegesellschaft haben.
- Fohlen und Jungpferde dürfen niemals einzeln aufgezogen werden. Falls man selbst keine Möglichkeiten hat, bieten viele Betriebe Aufzucht in größeren Populationen an. Jungpferde in der
Aufzucht benötigen bei entsprechend großen Weiden mit Wald und
Heckenbestand keinen Stall. - Die reine Boxenhaltung ist als nicht artgerecht abzulehnen. Nur im Krankheitsfall oder für die Zeit eines Beritts kann sie in Erwägung gezogen werden.
- Wie alle anderen Pferde sind Isländer 4-6 mal im Jahr zu entwurmen, Impfungen gegen Tetanus, Tollwut, Pferdegrippe und Husten sind üblich.
- Nichtsdestoweniger verlangt die Robusthaltung eine sehr sorgfältige Haltungshygiene und Kontrolle des Bestandes.
Wenn diese Forderungen erfüllt sind, wird man auf lange Zeit Freude und Befriedigung aus dem Reiten eines freundlichen, ausgeglichenen Pferdes bis ins hohe Alter ziehen. Neben dem Reiten wird man sich an der Beobachtung des Verhaltens der einzelnen Pferde in der Herde erfreuen, und man wird vieles über sein eigenes Pferd lernen, was man beim Reiten nicht für möglich hält - tun Sie Ihrem Islandpferd den Gefallen! Es hat auch Spaß daran!